Das White House Office of Science and Technology Policy von US-Präsident Joe Biden hat in einem am 8. September 2022 veröffentlichten Bericht gefordert, die Auswirkungen des Krypto-Minings auf den Energieverbrauch und Klima-Entwicklung weiter zu untersuchen, um Standards für die Branche festzulegen. In dem Report mit dem Titel “Climate and Energy Implications of Crypto-Assets in the United States” (“Klima- und Energieimplikationen von Krypto-Assets in den Vereinigten Staaten”) ziehen die Experten aus dem Weißen Haus zu einen eine Bilanz, stellen aber gleichzeitig Forderungen auf, wie ein umweltfreundlicher Betrieb der maßgeblichen Blockchains aussehen könnte.
Vertreter der Krypto-Branche hatten im Vorfeld befürchtet, dass das Weiße Haus auch vor einem Verbot von Kryptowährungen nicht zurückschrecken könnte. In dem 46 Seiten starken Paper ist allerdings von einem Bitcoin-Verbot nicht die Rede, zumindest nicht explizit.
Allerdings zieht der Report eine klare Zwischen-Bilanz der Folgen des Mining-Betriebs in den USA und rund um den Globus: Von 2018 bis 2022 sei der jährliche Stromverbrauch durch globale Krypto-Assets rapide angestiegen, wobei sich der geschätzte Stromverbrauch verdoppelt bis vervierfacht habe. “Ab August 2022 liegen die veröffentlichten Schätzungen des gesamten globalen Stromverbrauchs für Krypto-Assets zwischen 120 und 240 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr, eine Spanne, die den gesamten jährlichen Stromverbrauch vieler einzelner Länder wie Argentinien oder Australien übersteigt. Dies entspricht 0,4 Prozent bis 0,9 Prozent des jährlichen weltweiten Stromverbrauchs und ist vergleichbar mit dem jährlichen Stromverbrauch aller konventionellen Rechenzentren der Welt.”
Gleichzeitig weist das Paper auf mögliche Alternativen hin: “Die Umstellung auf alternative Krypto-Asset-Technologien wie Proof of Stake könnte den Gesamtstromverbrauch drastisch auf weniger als 1 Prozent des heutigen Niveaus senken.” Diese Umstellung vom energiehugrigen “Proof of Work” (PoW) auf das stromsparenden Konsensverfahren “Proof of Stake” (PoS) findet gerade bei der Ethereum-Blockchain statt.
Bitcoin und Ether machen zusammen dem Report zufolge mehr als 60 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung von Krypto-Assets aus. Der PoW-Mechanismus ist so konzipiert, dass er mehr Rechenleistung erfordert, wenn mehr Entitäten versuchen, Transaktionen für Münzbelohnungen zu validieren, und diese Funktion trägt dazu bei, böswillige Akteure davon abzuhalten, das Netzwerk anzugreifen. Bitcoin mache schätzungsweise 60 Prozent bis 77 Prozent des gesamten weltweiten Stromverbrauchs für Kryptowährungen aus (Stand August 2022). Ethereum verbuche mit dem alten Verfahren noch schätzungsweise 20 Prozent bis 39 Prozent.
In dem Report geht es aber nicht allein um den Energiebedarf des Minings. Der Bericht fordert Bundesbehörden wie die Environmental Protection Agency und das Department of Energy auf, mit Staaten und lokalen Beamten zusammenzuarbeiten, um Standards für die Auswirkungen der Industrie auf die Umwelt zu entwickeln; die Intensität und die Quelle der Energie, die dafür verwendet wird, Lärmbelästigung, Wasserverbrauch sowie die Frage, wie kohlenstofffreie Energie aufgebaut werden kann, um den Verbrauch von Krypto-Mining auszugleichen.
Zur Not auch Einschränkungen und Verbote
“Sollten sich diese Maßnahmen als unwirksam erweisen, um die Auswirkungen zu reduzieren, sollte die Regierung Exekutivmaßnahmen prüfen und der Kongress könnte eine Gesetzgebung in Betracht ziehen, um die Verwendung von Konsensmechanismen mit hoher Energieintensität für das Krypto-Asset-Mining einzuschränken oder zu eliminieren”, so der Bericht.
Der Bericht besagt, dass das Krypto-Mining, insbesondere das Bitcoin (BTC)-Mining, viel Strom verbraucht, was die Nachhaltigkeitsziele der USA untergrabe. “Die globale Stromerzeugung für die Kryptowährungen mit der größten Marktkapitalisierung verursachte zusammen 140 ± 30 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr (Mt CO2/y), was etwa 0,3 % der globalen jährlichen Treibhausgasemissionen entspricht”, heißt es in dem Bericht.
Die Regierung Biden möchte auch, dass die Energieregulierungsbehörden und Netzbetreiber sicherstellen, dass das Krypto-Mining nicht die Stabilität der Stromnetze gefährdet und die Preise für die Verbraucher in die Höhe treibt. Bitcoin-Miner hingegen argumentieren, dass sie zur Zuverlässigkeit der Stromnetze beitragen können, weil sie als Grundlastverbraucher fungieren können, die in Zeiten von Nachfragespitzen abgeschaltet werden können, wie es diesen Sommer während der Hitzewellen in den USA und insbesondere in Texas der Fall war.
Quellen:
https://www.whitehouse.gov/wp-content/uploads/2022/09/09-2022-Crypto-Assets-and-Climate-Report.pdf
Coindesk: White House Calls for Crypto Mining Standards to Minimize Environmental Impact