Das Taproot-Update für den Bitcoin verspricht mehr Privatsphäre, weniger Speicherbedarf und bessere Abwicklung komplexer Skripte. Eine Abspaltung wie beim letzten größeren Update soll es aber nicht geben.
Die letzte große Änderung im Bitcoin-Protokoll ist über vier Jahre her. Damals wurde Protokolländerung namens SegWit umgesetzt, die das 1-MByte-Limit für die Datenblöcke unangetastet ließ, dafür aber die Transaktionen verschlankt hat. Weil nicht alle Miner mitzogen, führten die Streitigkeiten um die vorgeschlagenen Änderungen der Blockgröße zu einer Abspaltung von “Bitcoin Cash” vom Bitcoin.
Ziel der Abspaltung von Bitcoin war die Erhöhung des Blockgrößen-Limits von 1 MB auf 8 MB ohne Übernahme der Protokoll-Erweiterung SegWit. Dadurch sind bei Bitcoin Cash mehr Transaktionen pro Zeit als im traditionellen Bitcoin-Netzwerk möglich. Bis zur Abspaltung (bis Block 478558) waren beide Blockchains identisch. Jeder Bitcoin-Besitzer erhielt zum Zeitpunkt des Forks Zugriff auf die gleiche Menge an Bitcoin Cash, solange er Zugriff auf seinen privaten Schlüssel hatte. Seitdem sind die Blockchains von Bitcoin und Bitcoin Cash nicht mehr miteinander kompatibel. Für die Befürworter des “Hard Forks” hat sich das Manöver aber nicht wirklich gelohnt: Bitcoin Cash fristet nämlich heute eher ein Schattendasein.
Das für den 16. November Update namens Taproot (“Pfahlwurzel”) soll nun ohne große Streitigkeiten unter den Minern über die Bühne gehen. Die Vorarbeiten dazu laufen schon seit Längerem. Bereits im Januar 2018 veröffentlichte der Bitcoin-Core Entwickler Gregory Maxwell einen ersten Entwurf zu Taproot auf der Bitcoin-Mailingliste. Schon damals war das Ziel des Entwurfs mehr Anonymität und Effizienz.
Spannend wird nun die Frage, ob der Kurs des Bitcoin so zulegen kann wie nach dem letzten Upgrade. Nachdem das Bitcoin-Netzwerk im Juli 2017 ein größeres Upgrade durchgeführt hatte, stieg der Preis der Kryptowährung Bitcoin bis zum 23. August, als die Änderungen live gingen, um fast 50 %.
In diesen Tagen erwarten allerdings nur wenige Investoren eine größere Preisreaktion. Der BTC-Kurs hat sich in diesem Jahr bereits verdoppelt und erreichte am 20. Oktober 2021 ein neues Allzeithoch bei 67.000 US-Dollar. “Das Taproot-Upgrade wird nur minimale Auswirkungen auf den Bitcoin-Preis haben”, sagte Edward Moya, leitender Marktanalyst beim Online-Devisenmakler Oanda gegenüber CoinDesk.
Das Taproot-Upgrade dient dazu, den Schutz der Privatsphäre bei einigen Transaktionen im Netzwerk durch eine Innovation zu erhöhen, die als “Schnorr-Signaturen” bekannt ist. Das Upgrade ermöglicht auch leichtere “smarte Verträge”. Das sind im wesentlichen Programme, die auf einer Blockchain gespeichert sind und ausgeführt werden, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Smarte Verträge sind ein Hauptmerkmal des konkurrierenden Ethereum-Netzwerks, das ein schnelles Wachstum dezentraler Finanzanwendungen (DeFi) ermöglicht, die darauf abzielen, viele Funktionen von Banken und Handelsunternehmen zu automatisieren.
Im Vergleich zu konkurrierenden Blockchains finden beim Bitcoin-Protokoll Änderungen nur vergleichsweise selten statt. Manche Beobachter sehen darin auch eine Stärke des Bitcoin, weil die seltenen Änderungen für eine große Stabilität sorgen. Befürworter von Bitcoin sagen, dass das langsame Vorgehen einfach zeige, wie methodisch und vorsichtig die Entwickler seien. Sie wollten nichts tun, was einem revolutionären Blockchain-Netzwerk schaden könnte.
Einige Investoren sind jedoch skeptischer geworden, was die Anpassungs- und Expansionsfähigkeit des Bitcoin-Netzwerks angeht, und befürchten, dass sein First-Mover-Vorteil erodieren könnte. Angesichts des rasanten Entwicklungstempos in der Blockchain-Branche können vier Jahre ohne ein größeres Upgrade wie eine Ewigkeit erscheinen.
“Einige mögen argumentieren, dass das Fehlen von Upgrades bei Bitcoin seine technische Überlegenheit gegenüber Ethereum zeigt”, sagte Denis Vinokourov, Leiter der Forschungsabteilung bei Synergia Capital gegenüber CoinDesk.
Er sagte, dass die Taproot-Implementierung wahrscheinlich eine begrenzte Auswirkung auf den Preis der Kryptowährung haben wird, da das Upgrade seit Jahren erwartet wurde. “Das Risiko ist, dass der Markt es als etwas ansieht, das bereits anderswo verfügbar ist”, sagte Vinokourov.
Das Taproot-Upgrade wurde nach Erreichen eines 90-prozentigen Konsenses unter den Bitcoin-Minern (Mining Nodes) in Betrieb genommen. Am selben Tag im Juni 2021 twitterte der Bitcoin-Entwickler Hampus Sjöberg die Ankündigung:
Das Upgrade von 2017, mit dem SegWit eingeführt wurde, verbesserte die Skalierbarkeit von Bitcoin, indem es spezifische Daten von einzelnen Transaktionen “abtrennte”, wodurch diese effektiv kleiner wurden. Dieser Schritt ermöglichte es, mehr Transaktionen zu verarbeiten, ohne die Größe der einzelnen Datenblöcke zu erhöhen.
Ein weiteres wichtiges Merkmal des Upgrades von 2017 war die Aktivierung des Lightning Network, einer zweiten Schicht, die auf der Bitcoin-Basisschicht aufbaut und nahezu sofortige, kostenlose und privatere Bitcoin-Transaktionen ermöglicht. Die Entwicklung des Lightning Network seit 2017 hat dazu geführt, dass es zu einem Dreh- und Angelpunkt des Vorstoßes El Salvadors wurde, Bitcoin neben dem US-Dollar zum gesetzlichen Zahlungsmittel zu machen.
SegWit wurde am 23. Juli 2017 genehmigt. Einen Monat später, als das Upgrade in Betrieb genommen wurde, war der Bitcoin-Preis um 50 % gestiegen und lag am 23. August 2017 bei 4.247 US-Dollar.
Die neuen Datenschutzverbesserungen könnten zu einer genaueren Prüfung durch Regierungen führen, die Steuerhinterziehung, Geldwäsche und andere illegale Aktivitäten verhindern wollen.
Quellen:
Tim Rauhut auf Heise.de (06.11.2021): Taproot kommt: Erstes großes Bitcoin-Update seit 2017
Lyllah Ledesma auf CoinDesk.con (26.10.2021): Taproot Upgrade Might Already Be Priced Into Bitcoin