Der Markt für nicht fungible Token (NFT) boomt. Einem aktuellen Bericht der Analyseplattform DappRadar zufolge stieg das NFT-Handelsvolumen im dritten Quartal 2021 auf über 10 Milliarden US-Dollar, was einer Versiebenfachung gegenüber dem Vorquartal entspricht. Ein erheblicher Teil dieser Aktivitäten geht auf große Player wie NBA Top Shot, CryptoPunks und die Spieleplattform Axie Infinity zurück. Es vermehren sich aber auch die Anwendungsszenarien für NFT rasch.
Worauf ist dieser NFT-Boom bei den Promis und Kreativen zurückzuführen? Bislang hatten sie nur begrenzte Möglichkeiten, von der aufstrebenden Kryptoszene zu profitieren. Manche versuchten ihr Glück in einem Initial Coin Offering (ICO), also der Herausgabe eigener virtuellen Münzen. Manche Stars mit dicken Bankkonten steckten ihr eigenes Geld in ein Startup aus der Kryptoszene. Der aufkeimende NFT-Trend bietet den Stars neue Optionen. Sie können nun ihre Prominenz und Reichweite auf den Social-Media-Kanälen dazu nutzen, digitale Sammlerstücke herausgeben, die so ziemlich alles repräsentieren: Kunstwerke, Alben, Sammelkarten oder Merchandise-Artikel. Diese tokenisierten Sammlerstücke können dann wiederum auf dem freien Markt unter Fans und Investoren gehandelt werden.
Die Musikindustrie als NFT-Versuchsfeld
Von Musikern und Sportlern bis hin zu Schauspielern und Supermodels – prominente Persönlichkeiten sind damit beschäftigt, eine schwindelerregende Anzahl von Blockchain-basierten Vermögenswerten und Waren zu prägen und zu versteigern, die die digital-affine Masse ansprechen. Durch NFTs können Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens mit ihren Fans in einer digitalen Welt in Kontakt treten und sich gleichzeitig eine neue Einnahmequelle erschließen.
Anfang dieses Jahres verkaufte die kanadische Musikerin Grimes NFTs im Wert von fast 6 Millionen Dollar, die Kunstwerke und audiovisuelle Animationen umfassten. Während einige Token Unikate waren, gab es von anderen, billigeren Artikeln Tausende von Kopien. Obwohl diese Tatsache dem NFT-Konzept zu widersprechen scheint brachten die fraglichen “Duplikate” über 5 Millionen Dollar ein. Das NFT-Konzept eignet sich also durchaus dazu, nicht nur Unikate zu vermarkten, sondern auch limitierte Serien. Sammler sollten sich dann aber auch klar darüber sein, dass sie möglcherweise nur einer von sehr vielen sind, die ein bestimmtes digitales Gut erworben haben.
Dass Musiker zunehmend NFTs nutzen, um ihr Einkommen aufzubessern, ist leicht zu erklären: Die Verlagerung zum Streaming hat sich in den vergangenen zehn Jahren massiv auf die Verdienstmöglichkeiten der Künstler ausgewirkt. Auch die weltweite COVID-19-Pandemie hat der Branche einen schweren Schlag versetzt, da viele Musiker auf Live-Auftritte angewiesen waren, um ihr Einkommen zu sichern. Zu den Künstlern, die Grimes auf dem NFT-Pfad begleiten, gehören Snoop Dogg, Eminem, Jay-Z, Shakira, Lewis Capaldi, Steve Aoki, Shawn Mendes, Kings of Leon, Soulja Boy und Aphex Twin.
Für besonders großes Aufsehen sorgte Kings of Leon, indem sie ihr neues Album “When You See Yourself mit einem Token versahen und dabei 2 Millionen Dollar sammelten. Die Alternative-Rockband vermarktete spezielle Editionen des neuen Albums auf der Ethereum-Blockchain. Die “NFT Yourself” genannten Kollektionen wurde dabei in Form drei verschiedener Tokens verkauft, wie die hinter der Entwicklung stehende Firma Yellowheart dem Branchenblatt Rolling Stone erklärte. Die günstigste Edition umfasste einen Vinyl-Tonträger, einen digitalen Download des Albums sowie ein besonderes Albumcover, das als NFT-Token angeboten wurde. Sie kostete 0,035 Ether (umgerechnet derzeit rund 51 Euro). Nach Ende des Verkaufs im März wurden keine weiteren Tokens dieser Art mehr erzeugt, so das Versprechen, wodurch diese zum Sammlerobjekt werden könnten.
Aber nicht nur Musiker setzen auf den NFT-Trend. Auch im Umfeld der US-Sportarten ist ein regelrechtes Token-Fieber ausgebrochen. Vorzeigebeispiel ist NBA Top Shot zu erwähnen, das Basketball-Kartenspiel, das seinen Schöpfer Dapper Labs zu einem Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmen gemacht hat. Top Shot gibt NBA-Fans die Möglichkeit, offiziell lizenzierte Video-Highlights von ikonischen Momenten wie Lebrons beidhändigem Reverse Windmill Slam gegen die Houston Rockets im vergangenen Februar zu kaufen, zu verkaufen und zu tauschen – der niedrigste Preis liegt bei 219.000 Dollar. Das Angebot richtet sich nicht nur an Hardcore-Fans, also den Kern von eingefleischten Fans: Top Shot hat bereits über 13 Millionen Transaktionen abgewickelt und mehr als eine Million Nutzer an Bord geholt.
Andere Sportarten wie Baseball (Topps MLB), Fußball (Sorare, Socios) und Motorsport (F1 Delta Time) springen ebenfalls auf den NFT-Zug auf: ONE Championship, die größte MMA-Promotion (Mixed Martial Arts) in Asien, kündigte ebenfalls kürzlich an, dass sie einen Marktplatz auf der Theta-Blockchain einrichten wird, auf dem NFTs exklusiven Zugang zu echten Vorteilen wie Backstage-Pässen, Sitzplätzen am Ring und anderen personalisierten Fan-Erlebnissen bieten. Einzelne Sportler mobilisieren ihre Fangemeinde auch durch spezielle NFT-Drops. So verkaufte der Schwergewichts-Champion Tyson Fury einen einzigartigen Token für knapp eine Million Dollar. Der Käufer erhielt außerdem ein physisches Gemälde des Kunstwerks, signierte Boxhandschuhe und ein persönliches Video von dem selbsternannten Gypsy King.
Sammler können sich aber nicht darauf verlassen, dass die erworbenen Tokens stänig an Wert zulegen. Denkbar ist auch, dass die NFT-Blase platzen wird und Fans und Investoren mit einem Haufen digitaler Sammlerstücke zurücklässt.
Quellen:
Cointelegraph: Celebrities are embracing NFTs in a big way
Heise.de: Krypto-Hype: Rockband Kings of Leon vermarktet sich mit nicht-fungiblen Tokens
