NFT (Non-Fungible Token) sind eine Art digitaler Echtheitszertifikate, die sich dazu eignen, bei digitalen Kunstwerken oder anderen digitalen Inhalten zwischen einem (wertvollen) Original und einer (mehr oder weniger wertlosen) Kopie zu unterscheiden Es kann zwar beliebig viele identische Kopien geben, aber nur ein Original (bzw. bei limitierten Serien eine begrenzte Anzahl von Originalen).
Mit NFT wird digitale Kunst erstmals richtig handelbar. Die Software erschafft ein Gut, das im Digitalzeitalter verloren schien: Authentizität. Der digitale Echtheitsbeweis ist der Kern der Blockchain-Technik, die schon bei Kryptowährungen wie Bitcoin eingesetzt wird. In einem dezentralen virtuellen Verzeichnis wird für die Ewigkeit dokumentiert, wem etwas zu welchem Zeitpunkt gehört: ein Bitcoin oder ein digitales Kunstwerk. Ein millionenfach kopiertes digitales Bild wird so zum Einzelstück.
Als Urform der NFTs gelten die CryptoPunks. Lanciert wurden sie 2017 von zwei amerikanischen Softwareentwicklern; ein Algorithmus berechnete dazu 10.000 mehr oder weniger punkige Pixelfiguren. Anfangs wurden die Punks verschenkt, heute werden sie im Schnitt für 25.000 Dollar je Stück angeboten – ein besonders seltenes Exemplar wurde im Januar für umgerechnet 850.000 Dollar verkauft.
NFT (Non-Fungible Token) heißt auf Deutsch: Nicht austauschbarer Token. Die Wikipedia definiert NFT als ein nicht ersetzbares, digital geschütztes Objekt. „Es beruht auf einer hinterlegten Zeichenkette, die – im Gegensatz zu einem Fungible Token – nicht austauschbar oder kopierbar ist. Die Technik wird beispielsweise genutzt, um digitale Dateien wie Memes oder computergenerierte Kunstwerke als Einzelstücke zu kennzeichnen. Die Analogie im nicht-digitalen Leben wäre beim NFT beispielsweise die Mona Lisa, die nicht ersetzt werden kann, weil es sie nur ein einziges Mal gibt, und beim Fungible Token beispielsweise ein 2-Euro-Stück, das jederzeit durch ein anderes 2-Euro-Stück ersetzt werden kann.“
Unter einem Token (dt. Wertmarke) versteht man die digitalisierte Form eines Vermögenswertes. Der Token besitzt also einen gewissen Wert oder eine bestimmte Funktion. Gleichzeitig können aber auch echte Vermögenswerte wie Immobilien oder Musikrechte tokenisiert werden, indem die damit verbundenen Rechte und Pflichten auf den Token überschrieben werden. Das heißt, die Besitzverhältnisse werden digital abgebildet und sind somit handelbar.
Anders sieht es zum Beispiel bei Bitcoins aus: Bitcoins lassen sich beliebig tauschen, da sie immer denselben Wert haben. Genauso verhält es sich mit Bargeld: Ein Zehn-Euro-Schein hat denselben Wert wie ein anderer Zehn-Euro-Schein.
Non-Fungible Tokens dagegen kann man mit Kunstobjekten wie Gemälden vergleichen. Diese besitzen einen individuellen Wert. Wenn man sie gegeneinander tauscht, erhält man in der Regel nicht denselben Wert, den man weitergibt.
In 2021 erregten etliche Auktionen digitaler Kunstwerke auf NFT-Basis große Aufmerksamkeit. Am 11. März 2021 wurde beim Auktionshaus Christie’s eine Collage aus 5000 kleinen Bildern, ein Werk des Künstlers Beeple, für über 69 Millionen Dollar als NFT versteigert. Die Auktion der Collage mit dem Titel „Everydays: The First 5000 Days“ dauerte zwei Wochen lang.
Beeple, der mit bürgerlichem Namen Mike Winkelmann heißt, reihte dafür winzige Abbildungen seiner digitalen Bilder aneinander, die er täglich auf der Online-Plattform Tumblr veröffentlicht. Das Werk wurde als eine JPEG-Datei mit 21 069 mal 21 069 Pixeln verkauft.
Bei den NFT-Auktionen kommen aber nicht nur digitale Kunstwerke unter den Hammer, sondern auch Codeschnipsel und Inhalte, die eine große Bedeutung für die Internet-Geschichte haben. Elf Tage nach der Rekord-Auktion mit der Beeple-Collage, am 22.März 2021, wurde „das Original“ des allerersten Tweets ist für gut 2,9 Millionen Dollar versteigert. Dabei erwarb der Höchstbietende, ein Software-Unternehmer aus Malaysia, eine elektronisches Echtheitszertifikat. Der Twitter-Mitgründer und heutige Firmenchef Jack Dorsey, der die Tweet-Kopie versteigerte, spendete die exakt 2 915 835,47 Dollar (rund 2,45 Millionen Euro) an eine Organisation, die arme Menschen in Afrika unterstützt.Dorsey schrieb am 21. März 2006 „just setting up my twttr“ (etwa: „ich richte gerade mein twttr ein“, wie die Plattform ursprünglich heißen sollte). Es ist die älteste Nachricht, die auf Twitter verfügbar ist.
Das US-Auktionshaus Sotheby’s versteigerte am 30. Juni 2021 den Quellcode für das World Wide Web für 5,4 Millionen Dollar (gut 4,5 Millionen Euro). Bei dem Stück handelte es sich um die Originaldateien von Sir Tim Berners-Lee von 1989 mit entsprechendem Zeitstempel und Unterschrift. Der Informatiker hatte am 12. März 1989 seinen Vorschlag für ein System für Informationsmanagement vorgelegt, aus dem das World Wide Web hervorging. Er arbeitete damals bei der Europäischen Organisation für Kernforschung (Cern) in Genf. Heute gilt er als Erfinder des WWW.
Das erste digitale Smiley erzielte bei einer Auktion in den USA für mehr als 200 000 Dollar. Der zunächst nicht bekannte Meistbietende ersteigerte das Emoji am Donnerstag online für 237 500 Dollar (etwa 200 000 Euro), teilte das Auktionshaus Heritage Auctions im texanischen Dallas mit. Die Zeichenkombination 🙂 hatte der Computerwissenschaftler Scott Fahlman von der Universität Pittsburgh am 19. September 1982 erstmals für die Benutzung in diesem Kontext vorgeschlagen – er gilt nun vielen als Urvater des digitalen Smileys.
Quellen:
Seite „Non-Fungible Token“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 10. Oktober 2021, 13:34 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Non-Fungible_Token&oldid=216261866 (Abgerufen: 30. Oktober 2021, 19:26 UTC)
Lukas Böhl, Was ist ein NFT?, Stuttgarter Nachrichten vom 16.04.2021
Patrick Beuth, Michael Brächer, Benjamin Knaack und Carola Padtberg: Wie Pixelkunst zum Spekulationsobjekt wurde. Spiegel Online vom 19.02.2021
Eigene Recherche