Die wichtigsten Begriffe aus der Welt der Kryptowährungen für Einsteiger
An Bitcoin & Co. scheiden sich die Geister. Die Befürworter der Kryptowährungen sehen für das virtuelle Geld eine goldene Zukunft. Kritiker sehen in dem System vor allem den Versuch, arglose Menschen abzuzocken. Hier werden Kryptowährungen einfach erklärt – und auch die Techniken wieBlockchain, auf die Assets wie Bitcoin aufsetzen.
Was versteht man unter Krypto?
Eigentlich ist das Wort Krypto nur eine Abkürzung für den Begriff Kryptografie, also die Wissenschaft der Verschlüsselung von Informationen. Seit etlichen Jahren wird das Wort Krypto allerdings stärker mit Kryptowährungen in Verbindung gebracht. Heutzutage bezieht sich “Krypto” in der Regel auf das gesamte Universum der Technologien, die mit Blockchains zu tun haben. Das sind vor allem die verteilten Ledger-Systeme, die man sich als ein unendliches Kassenbuch vorstellen muss und die digitale Währungen wie Bitcoin antreiben. Diese Ledger-Systeme dienen aber auch als Basistechnologie für Dinge wie NFTs, Web3-Anwendungen und DeFi-Handelsprotokolle.
Es gibt keine einheitliche Botschaft, hinter der alle Beteiligten in der Krypto-Branche würden, was sie für den Sinn der ganzen Sache halten. Es gibt eine Menge Meinungen! Aber die vielleicht prägnanteste Antwort ist, dass man hofft, dass Kryptowährungen für Geld das tun werden, was das Internet für die Kommunikation getan hat. Es eröffnet eine Möglichkeit, Geld, Werte und Knappheit über ein Computernetzwerk zu übertragen, und, was wichtig ist, dies ohne Vermittler oder staatliche Aufsicht zu tun.
“Der Sinn von Kryptowährungen ist es, Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer, dem Finanzsystem Dritter nicht trauen können oder keinen Zugang dazu haben, eine Option zu geben”, sagte Neeraj Agrawal dem Portal vox.com, Direktor für Kommunikation beim Coin Center, einem auf Kryptowährungen spezialisierten Think Tank. “Die größte Veränderung ist, dass es den Menschen eine Möglichkeit gibt, Kontrolle über ihr eigenes Geld zu bekommen.”
Was versteht man unter einer Blockchain?
Der Begriff Blockchain stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt Blockkette. Die “Blöcke” bestehen aus einzelnen Datensätzen, die hintereinander abgespeichert werden, wodurch eine Art Datensatzkette entsteht. Technisch setzt dies auf der Methode der Hash-Chain auf, die bereits in den 80er Jahren entwickelt wurden.
Unter Hash versteht man eine Art Prüfsumme, mit der man aber nicht die gehashten Daten wieder konstruieren kann. Außerdem ist sichergestellt, dass ein Hash einmalig ist, es also keine zwei Datensätze gibt, die den gleichen Hash haben. So haben die langen Prüfsummen der Hash-Methode SHA256 bei den Zahlen 122 und 123 als Ausgangsdaten nichts gemeinsam.
Vom Prinzip her ist die Blockchain erst einmal nichts anderes als eine große Datenbank, die mit einem Ursprungsblock startet, an den immer neue Datenblöcke chronologisch angehängt werden, nachdem sie überprüft und bestätigt wurden. Sie bildet damit also eine Historie von Datensätzen ab. In der Bitcoin-Blockchain sind das alle Bitcoin-Transaktionen, die jemals stattgefunden haben. Die Hash-Funktion stellt dabei sicher, dass die Einträge nicht nachträglich manipuliert werden können. In dieser Logdatei bekommt jede Zeile einen Hash über sich und den Hash davor. Änderungen machen den eigenen und alle späteren Hashes kaputt.
Die Datenbank der Blockchain werden nicht auf einem Servern einer vertrauenswürdigen Instanz gehostet, so wie das beispielsweise bei einer Tabelle von Excel 365 auf den Rechnern von Microsoft erfolgt. Die Blockchain-Datenbank wird vielmehr von einem Netzwerk von Computern auf der ganzen Welt gepflegt. Diese Computer sind dafür verantwortlich, ihre eigenen Kopien der Datenbank zu speichern, neue Einträge hinzuzufügen und zu überprüfen und die Datenbank gegen Hacker zu schützen.
Im Fall der Bitcoin-Blockchain werden die identischen Daten auf über 10.000 Netzwerk-Rechnern (“Nodes”) gespeichert, die von freiwilligen Aktivisten und kommerziellen Dienstleistern betrieben werden.
Keine Blockchain-Zentrale
In Gegensatz zu einer zentral gehosteten Datenbank bei Microsoft oder Google ist eine Blockchain also stets dezentralisiert. Sie braucht kein Unternehmen oder staatliche Einrichtung, um sie zu überwachen. Die gesamte Arbeit wird von den Computern im Netzwerk erledigt, die einen so genannten Konsensmechanismus verwenden. Dabei handelt es sich um einem komplexen Algorithmus, der es allen Beteiligten ermöglicht, sich auf den Inhalt einer Datenbank zu einigen, ohne dass ein neutraler Schiedsrichter erforderlich ist.
Selbst der Informatiker Felix von Leitner, der sich auf seinem Blog Fefe.de und bei öffentlichen Vorträgen durchgehend sehr kritisch zum Thema Kryptowährungen äußert, muss anerkennen, dass die Blockchain ein Problem löst, das vorher als unlösbar galt, nämlich die Frage , ob man man ohne neutrale Vertrauensinstanz (“trusted party”) Verträge machen oder Transaktionen absichern kann. “Blockchain und Bitcoin jetzt bieten eine Lösung an, bei der man eine Transaktion vornehmen kann, bei der sich beide Seiten nicht trauen und sich nicht mal kennen müssen. Das ist die innovation.”
Befürworter des Blockchain-Systems glauben, dass Blockchains durch eine dezentrale Speicherung bei vielen Teilnehmern sicherer sind als herkömmliche Aufzeichnungssysteme, da keine einzelne Person oder kein einzelnes Unternehmen die Blockchain außer Kraft setzen oder ihren Inhalt verändern kann. Jeder, der versucht, die Aufzeichnungen im Hauptbuch zu hacken oder zu ändern, müsste in sehr viele Computer gleichzeitig einbrechen oder er müsste mit so vielen Computern an dem Konsensverfahren beteiligt sein, um eine Mehrheit der Rechenleistung zu kontrollieren.
Das zweite wichtige Merkmal von Blockchains ist, dass sie in der Regel öffentlich und quelloffen sind, d. h. im Gegensatz zu einer Google-Tabelle kann jeder den Code einer öffentlichen Blockchain einsehen und die Aufzeichnungen jeder Transaktion sehen.
Was haben Blockchains mit Kryptowährungen zu tun?
Blockchains gab es eigentlich erst 2009, als ein pseudonymer Programmierer namens Satoshi Nakamoto die technische Dokumentation für Bitcoin, die allererste Kryptowährung, veröffentlichte. Technisch setzen sie aber auf den Hash-Chains auf, die bereits in den 1980er-Jahren entwickelt wurden.
Bitcoin verwendet eine Blockchain, um Transaktionen zu verfolgen. Dies ist insofern bemerkenswert, als es den Menschen zum ersten Mal ermöglichte, Geld über das Internet zu senden und zu empfangen, ohne eine zentrale Behörde wie eine Bank oder eine App wie PayPal oder Venmo einbeziehen zu müssen. Bitcoin ist aber nicht die einzige Kryptowährung, die auf einer Blockchain beruht.
Nach Angaben von CoinMarketCap gibt es inzwischen etwa 10.000 verschiedene Kryptowährungen, darunter auch viele fragwürdige oder kriminelle Projekte wie Terra/Luma. Aber viele Blockchains können auch zum Speichern anderer Arten von Informationen verwendet werden – einschließlich NFTs, Bits von selbstausführendem Code, die als Smart Contracts bekannt sind.
Werden Kryptowährungen auch zum Bezahlen oder Einkaufen verwendet?
Bislang bezahlt kaum jemand mit Kryptowährungen. Das liegt zum einen daran, dass die meisten Händler immer noch keine Krypto-Zahlungen akzeptieren. Beim Bezahlen mit Bitcoin machen es auch vergleichsweise hohe Transaktionsgebühren unpraktisch, kleine Beträge in Kryptowährung für den täglichen Bedarf auszugeben.
Mit der Einführung des sogenannten Lightning-Netzwerks versucht man im Bitcoin-Universum dieses Problem in den Griff zu bekommen. Das Lightning Network kann als zusätzliches Zahlungsnetzwerk neben dem Bitcoin-Netzwerk betrachtet werden. Transaktionen im Lightning Network werden in der Bitcoin-Blockchain nicht angezeigt. Man kann sich Lightning als eine zusätzliche Netzwerk-Schicht von Bezahlkanälen außerhalb der Bitcoin-Blockchain vorstellen.
Bemerkenswert ist, dass der Wert von Kryptowährungen seit den frühen Bitcoin-Tagen enorm gestiegen ist, obwohl sie für die meisten Menschen kein tägliches Zahlungsmittel sind. Ein Teil dieses Wachstums ist auf Spekulation zurückzuführen – Menschen kaufen auf so genannten Exchanges (Tauschbörsen) wie Coinbase oder Binace mit herkömmlicher Fiat-Währung – also beispielsweise US-Dollar oder Euro) Kryptowährungen ein in der Hoffnung, sie später zu einem höheren Preis zu verkaufen. Dabei muss aber beachtet werden, dass für jeden ausgezahlten Dollar jemand anders einen Dollar (und wegen der Gebühren noch etwas mehr) eingezahlt haben muss.
Einige Krypto-Fans glauben, dass sich die Preise von Kryptowährungen wie Bitcoin irgendwann stabilisieren werden, was sie als Zahlungsmittel nützlicher machen könnte.
Was sind die tatsächlichen Verwendungszwecke von Kryptowährungen, die über Finanzspekulationen hinausgehen?
Derzeit sind viele der erfolgreichen Anwendungen der Kryptotechnologie im Finanzbereich oder in finanznahen Bereichen zu finden. So nutzen beispielsweise Menschen Kryptowährungen, um grenzüberschreitende Überweisungen an Familienmitglieder im Ausland zu tätigen, und Wall-Street-Banken verwenden Blockchains zur Abwicklung von Auslandsgeschäften.
Der Krypto-Boom hat auch zu einer Explosion von Experimenten außerhalb der Finanzdienstleistungen geführt. Es gibt Krypto-Social-Clubs, Krypto-Videospiele, Krypto-Restaurants und sogar kryptobetriebene Mobilfunknetze.
Diese nichtfinanziellen Anwendungen sind noch recht begrenzt. Krypto-Fans argumentieren jedoch oft, dass die Technologie noch jung ist und dass das Internet Jahrzehnte brauchte, um zu dem zu reifen, was es heute ist. Investoren investieren Milliarden von Dollar in Krypto-Start-ups, weil sie glauben, dass Blockchains eines Tages für alles Mögliche eingesetzt werden: für die Speicherung von Krankenakten, die Nachverfolgung von Streaming-Musikrechten und sogar für das Hosting neuer Social-Media-Plattformen. Und das Krypto-Ökosystem zieht eine Vielzahl von Entwicklern an – ein gutes Zeichen für jede neue Technologie.
Sind Kryptowährungen ein Schneeballsystem (Ponzi-System), bei dem die Leute abgezockt werden?
Einige Kritiker glauben, dass Kryptowährungsmärkte grundsätzlich betrügerisch sind, entweder weil frühe Investoren auf Kosten späterer Investoren reich werden (ein Schneeballsystem) oder weil Krypto-Projekte ahnungslose Investoren mit Versprechungen sicherer Renditen anlocken und dann zusammenbrechen, sobald kein neues Geld mehr hereinkommt.
Bitcoin-Kritiker Felix von Leitner (aka Fefe) formuliert diesen Vorwurf so: “Solange man als Spekulant glaubt, man findet jemand, der noch döfer ist, der noch später einsteigt als man selbst (eingestiegen ist), dann kann man natürlich spekulativ Geld mitverdienen.” Es laufe aber nicht wie an der Aktienbörse. Dort investiere man in eine Firma, die Dinge erwirtschaftet und eine Dividende ausschüttet und im Wert steigt. “Hier wird nichts erwirtschaftet und es gibt keine Dividende.”
Bei einem Vortrag auf der ACATIS Value Konferenz 2022 verwies “Fefe” auf die aus seiner Sicht bestehende Abhängigkeit des Bitcoin von der Nutzung insbesondere durch kriminelle Hacker, die die Kryptowährung nutzen, um sich bei Angriffen mit Erpressungssoftware von den Opfern Lösegeld (“ransom”) zahlen zu lassen. “Wenn die Ransomware-Leute ihre gesamte Kohle (aus ihren Bitcoin-Beständen) ausgezahlt hätten, dann wäre das schon längst kollabiert. Wenn die nicht glauben würden, dass sie morgen noch einen Idioten finden, dann wäre das System schon geplatzt.”
Tatsächlich gibt es große Unterschiede zum klassischen Wertpapierhandel. Wenn man beispielsweise Apple-Aktien kauft, geht man in der Regel davon aus, dass das zugrunde liegende Geschäft von Apple gesund ist. Der Kauf einer Kryptowährung ist dagegen eher eine Wette auf den Erfolg einer Idee. Wenn die Menschen an Bitcoin glauben, kaufen sie, und die Bitcoin-Preise steigen. Wenn die Leute nicht mehr an Bitcoin glauben, verkaufen sie, und die Bitcoin-Preise fallen.
Krypto-Besitzer haben also einen rationalen Anreiz, andere Menschen zum Kauf zu bewegen. Und wenn Sie nicht glauben, dass die Kryptowährungstechnologie von Natur aus wertvoll ist, kann man auch aus einer neutralen Perspektive zu dem Schluss kommen, dass die ganze Sache einem Schneeballsystem ähnelt, bei dem man in erster Linie Geld verdient, indem man andere zum Mitmachen anwirbt.
Allerdings finden sich auch in der traditionellen Finanzbranche Stimmen, die Bitcoin & Co. durchaus als eine sinnvolle Ergänzung in der Geldanlage betrachten. Selbst die Sparkassen in Deutschland bereiten sich auf den Handel und die sichere Aufbewahrung von digitalen Token vor. Diese Investoren glauben, dass die Krypto-Technologie von Natur aus wertvoll ist und dass die Fähigkeit, Informationen und Werte auf einer dezentralen Blockchain zu speichern, in Zukunft für alle Arten von Menschen und Unternehmen attraktiv sein wird. Aus dieser Perspektive setzten die Anleger auf das Produkt Krypto, nicht auf die Idee Krypto. und hier gibt es dann doch Parallelen zur klassischen Börse. Das Spekulieren auf einen höheren Bitcoinkurs sei auch nicht viel anders als der Kauf von Apple-Aktien, weil man glaubt, dass das nächste iPhone populär sein wird.
Matt Huang, ein prominenter Investor, sprach für viele Krypto-Fans, als er auf Twitter schrieb: “Krypto mag von außen wie ein spekulatives Casino aussehen. Aber das lenkt viele von der tieferen Wahrheit ab: Das Casino ist ein trojanisches Pferd, in dem ein neues Finanzsystem versteckt ist.”
Man kann über diesen Standpunkt streiten, oder darüber, wie viel dieses “neue Finanzsystem” tatsächlich wert ist. Aber Krypto-Investoren glauben eindeutig, dass es etwas wert ist.
Ist Krypto reguliert?
Nur geringfügig. In den Vereinigten Staaten müssen sich bestimmte zentralisierte Kryptobörsen wie Coinbase als Geldübermittler registrieren lassen und Gesetze wie den Bank Secrecy Act befolgen, der sie dazu verpflichtet, bestimmte Informationen über ihre Kunden zu sammeln. Einige Länder haben strengere Vorschriften erlassen, und andere, wie China, haben den Handel mit Kryptowährungen ganz verboten.
In Europa werden “Richtlinien für die Erbringung von Krypto-Dienstleistungen” (Markets in Crypto-assets oder kurz MiCA) diskutiert. Für große Schlagzeilen sorgte ein Passus im einem MiCa-Entwurf des EU-Parlaments, dass ein Defacto-Verbot für das energiehungrige Konsens-verfahren “Proof of Work” bedeutet hätte, mit dem vor allem der Bitcoin betrieben wird. Im endgültigen Entwurf für die Richtlinien für die Erbringung von Krypto-Dienstleistungen (MiCA) war die Passage allerdings nicht mehr zu finden, die ein „Aus“ für den Bitcoin in Europa bedeutet hätte.
Nachdem beinahe ein Handelsverbot für Proof-of-Work-basierte Kryptowährungen wie Bitcoin (BTC) durchgewunken worden wäre, schockierte das EU-Parlament die Branche dann mit einem neuen Gesetzesvorschlag. In den Entwürfen für eine “Transfer of Funds Regulation” (TFR) wurde gefordert, dass Besitzer von Wallets, die nicht bei einem Dienstleister gehostet werden, sondern auf einem Hardwarestick liegen, sich ausweisen müssen, um anonyme Transaktionen von selbst kleineren Summen identifizieren zu können. Im Trilog zwischen den drei Instanzen der europäischen Gesetzgebung (EU-Parlament, EU-Rat und Kommission) hat sich allersings laut eines Tweets des Interessenverbandes Blockchain for Europe der EU-Rat gegen diese Informationspflicht ausgesprochen.
Obwohl es also vielfältige Bemühungen gibt, die Kryptowährungen in ein eng definierten rechtlich Rahmen zu zwngen, muss man allerdings festhalten: Verglichen mit dem traditionellen Finanzsystem sind Kryptowährungen derzeit nur sehr geringfügig reguliert. Es gibt nur wenige Regeln für Krypto-Vermögenswerte wie “Stablecoins” – Münzen, deren Wert an staatlich gestützte Währungen gekoppelt ist – oder sogar klare Richtlinien der Steuerbehörde darüber, wie bestimmte Krypto-Investitionen besteuert werden sollten. Und bestimmte Bereiche der Kryptowährungen, wie DeFi (dezentralisiertes Finanzwesen), sind fast völlig unreguliert.
Das liegt zum Teil daran, dass es noch früh ist und die Aufstellung neuer Regeln Zeit braucht. Aber es ist auch eine Eigenschaft der Blockchain-Technologie selbst, von der vieles so konzipiert wurde, dass es für Regierungen schwer zu kontrollieren ist.
Sind Kryptowährungen schlecht für die Umwelt?
Zu diesem Thema gibt es auf diesem Blog einen eigenen, ausführlichen Beitrag, der hier zu finden ist.
Kurz zusammengefasst kann man sagen, dass die meisten Kryptoaktivitäten heute auf Blockchains stattfinden, die große Mengen an Energie benötigen, um Transaktionen zu speichern und zu verifizieren. Diese Netzwerke verwenden einen “Proof-of-Work”-Konsensmechanismus. Das ist ein Prozess, der mit einem globalen Ratespiel verglichen wurde: Hier Computer konkurrieren miteinander, um kryptografische Rätsel zu lösen, um neue Informationen in die Datenbank aufzunehmen und dafür eine Belohnung zu erhalten. Das Lösen dieser Rätsel erfordert leistungsstarke Computer, die wiederum viel Energie verbrauchen.
Die Bitcoin-Blockchain beispielsweise verbraucht laut Digiconomist, einer Website, die den Energieverbrauch von Kryptowährungen verfolgt, schätzungsweise 200 Terawattstunden Energie pro Jahr.
Das ist vergleichbar mit dem jährlichen Stromverbrauch von Thailand. Und die mit Bitcoin verbundenen Kohlenstoffemissionen werden auf etwa 100 Megatonnen pro Jahr geschätzt, was mit dem Kohlenstoff-Fußabdruck der Tschechischen Republik vergleichbar ist.
Krypto-Befürworter zweifeln oft an diesen Statistiken. Sie argumentieren auch so:
- Unser bestehendes Finanzsystem verbraucht auch viel Energie, um Millionen von Bankfilialen, Geldautomaten, die die meiste Zeit des Tages untätig sind, Goldminen und andere energieintensive Infrastrukturen zu betreiben.
- Es gibt viele fragwürdige Stromverbraucher, bei denen niemand auf den Gedanken käme, sie zu verbieten, etwa die Weihnachtsbeleuchtung. So fließe allein die Beleuchtung von Bäumen und Häusern fließen in den USA jährlich etwa 6,6 Milliarden Kilowattstunden Strom, wie die Umweltorganisation Center For Global Development mitteilte.
- Viele Krypto-Mining-Computer werden bereits mit erneuerbaren Energiequellen oder mit Energie betrieben, die sonst verschwendet würde.
- Die meisten neueren Blockchains basieren auf Konsensmechanismen, die viel weniger Energie benötigen als Proof-of-Work. (Ethereum zum Beispiel soll irgendwann im Jahr 2022 auf einen neuen Konsensmechanismus namens Proof-of-Stake umgestellt werden, der den Energieverbrauch um bis zu 99,5 Prozent senken könnte).
Diese Argumente sind aber nur teilweise stichhaltig. Es stimmt, dass die meisten neueren Blockchains so konzipiert sind, dass sie deutlich weniger Energie verbrauchen als Bitcoin, und dass Ethereums Umstellung auf einen Proof-of-Stake-Konsensmechanismus seinen ökologischen Fußabdruck erheblich verkleinern wird. Allerdings wurde der angekündigte Umstieg immer wieder verschoben und soll nun Ende 2022 über die Bühne gehen.
Bitcoin als die wertvollste Kryptowährung der Welt wird aber weiterhin viel Energie verbrauchen. Und selbst wenn jeder Bitcoin-Miner ausschließlich mit erneuerbarer Energie betrieben würde – was nicht der Fall ist -, würden immer noch Umweltkosten für die Aufrechterhaltung der Blockchain anfallen. Außerdem bezweifeln Kritiker wie der Blogger Fefe die These, dass es in den Zeiten von globaler Energieknappheit es überhaupt frei verfügbare Energiekapazitäten gebe, die nicht besser in Wasserstoff umgewandelt werden sollten, um den Klimawandel aufzuhalten.
Quellen:
Kevin Roose in der New York Times: The Latecomer’s Guide to Crypto
(Abgerufen am 5. Juni 2022)
Felix von Leitner: Fefes Blog und Vortrag auf der ACATIS Value Konferenz 2022 “Was ist eigentlich eine Kryptowährung?”
https://www.youtube.com/watch?v=9W73SHtUT5k
Seite „Kryptowährung“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 25. Mai 2022, 15:37 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kryptow%C3%A4hrung&oldid=223158067 (Abgerufen: 5. Juni 2022, 13:11 UTC)
Youtube-Video von Finanzfluss: Experte erklärt, wie Blockchain die Welt verändern wird! Prof. Dr. Philipp Sandner Interview